Implantatfreie Kreuzbandrekonstruktion: Wie stark ist die A3B-Technik wirklich?

Implantatfreie Techniken wie die A3B-Methode gewinnen in der Kreuzbandchirurgie zunehmend an Bedeutung. Doch wie stark ist diese Art der Fixierung tatsächlich?

Neue Wege in der Kreuzbandchirurgie: Die A3B-Technik im Test

Der vordere Kreuzbandriss zählt zu den häufigsten Sportverletzungen des Knies. Die chirurgische Rekonstruktion erfolgt häufig mit Sehnentransplantaten, die mittels Interferenzschrauben im Knochen verankert werden. Doch Schrauben bedeuten Fremdmaterial – und genau das will man in der modernen Orthopädie zunehmend vermeiden.

Die A3B-Technik (Anatomical Bruderholz, Burkart, Biedert) verzichtet vollständig auf Implantate. Stattdessen nutzt sie eine passgenaue, konisch geformte Knochenblock-Fixierung im Femur. Eine Studie unter der Leitung von PD Dr. med. Michael T. Hirschmann hat untersucht, wie stabil diese Methode im biomechanischen Vergleich wirklich ist.

Ziel der Studie

Die Hypothese: Die press-fit Fixierung ohne Implantat bietet mindestens dieselbe oder sogar höhere Stabilität als die gängigen Schraubenverfahren. Getestet wurde an neun frischen humanen Kniepräparaten, die einer Reihe von biomechanischen Belastungstests unterzogen wurden.

Versuchsaufbau

  • Verwendet wurde ein standardisiertes Bone-Patellar Tendon-Bone (B-PT-B) Transplantat
  • Das Transplantat wurde mit der A3B-Technik in einen konisch gebohrten Femurtunnel eingebracht
  • Die Femora wurden fixiert und in einem Winkel von 45° auf einer MTS Bionix® Prüfmaschine montiert
  • Das tibiale Ende wurde mit flüssigem CO₂ eingefroren und fixiert
  • Die Belastung simulierte ein normales Gangbild: 1000 Zyklen bei 70–225 N bei 1 Hz
  • Anschließend wurde die Maximalkraft bis zum Versagen gemessen

Ergebnisse: Stabil & vielversprechend

  • Maximale Ausreißkraft im Median: 852 N (Spanne 448–1349 N)
  • Zwei Versagensmuster:
    • Graft Failure (Sehnenriss): 4 Fälle, Durchschnittskraft: 883 N
    • Blockausriss: 5 Fälle, Durchschnittskraft: 684 N
  • Graft Slippage (Verrutschen): Der Großteil (78,6 %) der Bewegung trat in den ersten 100 Zyklen auf
  • Nach 1000 Zyklen betrug die durchschnittliche Verschiebung ca. 4 mm

Im Vergleich zu veröffentlichten Daten über Interferenzschrauben erreicht die A3B-Technik gleichwertige oder bessere Ergebnisse in Bezug auf Zugfestigkeit.

Was bedeutet das für die Praxis?

Die Ergebnisse zeigen, dass implantatfreie Fixierungsmethoden wie A3B biomechanisch absolut konkurrenzfähig sind. Insbesondere bei jungen Patient:innen oder bei Revisionseingriffen, bei denen Fremdmaterial vermieden werden soll, ist diese Technik eine vielversprechende Option.

Zudem entfällt mit dieser Methode das Risiko schraubenbedingter Komplikationen wie:

  • Schraubenlockerung
  • Fremdkörperreaktionen
  • Probleme bei Revisionseingriffen

Fazit: Weniger Metall, gleiche Stabilität?

Die A3B-Technik hat in dieser Studie ihre mechanische Standfestigkeit eindrucksvoll bewiesen. Durch die anatomisch geformte Knochenblock-Fixierung bietet sie eine sichere Alternative zur klassischen Interferenzschraubenfixierung – mit dem Vorteil, vollständig auf Implantate verzichten zu können.