Kollagen-Meniskusimplantat im MRT: Wie stabil ist der Ersatz nach einem Jahr wirklich?

Der Ersatz eines beschädigten Meniskus durch ein Kollagenmeniskusimplantat (CMI) gilt als vielversprechende Therapieoption.

Kollagen-Meniskusimplantat im MRT: Wie stabil ist der Ersatz nach einem Jahr wirklich?

Hintergrund: Meniskusersatz mit CMI – eine etablierte, aber wenig untersuchte Methode

Patient:innen mit subtotaler Meniskektomie und anhaltenden Beschwerden im Gelenkkompartiment profitieren oft vom Einsatz eines Kollagenmeniskusimplantats (CMI). Dieses soll biomechanische Funktion übernehmen und Schmerz lindern. Obwohl die Methode seit Jahren klinisch angewendet wird, gab es bislang nur wenige strukturierte MRT-Studien zur Langzeitintegrität des Implantats.

Eine interdisziplinäre Forschergruppe unter der Leitung von PD Dr. med. Michael T. Hirschmann hat genau das untersucht – in einer prospektiven Analyse mit MRT-Kontrolle ein Jahr nach Implantation.

Studiendesign und Methodik

Patientenkollektiv

  • 67 Patient:innen mit medialer (n=55) oder lateraler (n=12) Meniskusläsion
  • Durchschnittsalter: 36 ± 10 Jahre
  • In 47 Fällen wurden zusätzlich Kreuzbandrekonstruktionen durchgeführt

Bildgebung & Auswertung

48 Patient:innen erhielten prä- und postoperativ ein MRT. Verwendet wurden verschiedene Sequenzen (PD, T1, T2, fettunterdrückt), ausgewertet nach den Genovese-Kriterien, welche folgende Punkte umfassen:

  • Morphologie & Größe des Implantats
  • Signalintensität
  • Zustand des umliegenden Knorpels
  • Vorliegen von Knochenmarksödemen
  • Meniskusextrusion (>/< 3 mm)

Die Auswertung erfolgte durch einen erfahrenen Radiologen mithilfe des PACS-Systems, die Datenanalyse mit SPSS 17.0 (nichtparametrische Statistik, p<0.05 als signifikant).

Ergebnisse nach einem Jahr: Teilweise Resorption & Extrusion häufig

MRT-Befunde im Überblick:

  • Komplette Resorption des CMI: 2 Patient:innen (4,5 %)
  • Teilweise Resorption: 40 Patient:innen (91 %)
  • Vollständig erhalten: 2 Patient:innen (4,5 %)
  • Signalintensität: 93 % gering hyperintens, 7 % isointens, 0 % stark hyperintens
  • Meniskusextrusion >3 mm: 34 Patient:innen (77 %)
  • Knorpelschäden >50 %: 9 Patient:innen (21 %)
  • Knochenmarksödeme: 32 %, häufiger bei Patient:innen mit Kreuzbandrekonstruktion

Statistisch signifikante Zusammenhänge:

  • Patienten mit subchondralem Knochenmarksödem zeigten:
    • Weniger Zufriedenheit (p=0.019)
    • Mehr Schmerzen (p=0.024)
    • Schlechtere IKDC-Symptom-Scores (p=0.013)
  • Kreuzbandrekonstruktion war mit:
    • Höherer Rate an Ödemen (p=0.002)
    • Schlechterem Lysholm-Score (p=0.044)
  • Prophylaktischer Einsatz des CMI führte zu besseren Tegner-Scores (p=0.002)

Was bedeutet das für die Praxis?

Die MRT-Befunde zeigen klar: Das CMI durchläuft einen Umbauprozess, der teilweise mit Resorption, Volumenreduktion und Extrusion einhergeht. Trotzdem berichten viele Patient:innen von Schmerzlinderung und einer funktionellen Verbesserung, wie auch andere Studien bestätigen.

Vergleich mit Langzeitstudien

  • Monllau et al.: zeigten ebenfalls Volumenverlust bei allen 25 untersuchten Fällen nach 10 Jahren
  • Bulgheroni et al.: dokumentierten ein kleineres CMI-Volumen bei 61 % nach 2 Jahren und 71 % nach 5 Jahren

Fazit

Trotz Umbauprozessen und teilweiser Extrusion bietet der Meniskusersatz mit CMI eine gute klinische Verbesserung nach einem Jahr – insbesondere bei gezielter Indikation und sorgfältiger Nachsorge. Die MRT-Kontrolle zeigt jedoch auch, dass das Implantat biomechanischen Kräften unterliegt und sich strukturell verändert. Die Kombination aus klinischer Verbesserung und bildgebender Kontrolle spricht für den Einsatz – aber auch für realistische Erwartungen an die strukturelle Integrität des CMI.