Wie Computersimulationen helfen, unerklärliche Schmerzen nach Knieprothesen zu verstehen

Bis zu 20 % der Patient:innen leiden nach einer Knieprothesen-OP unter anhaltenden Schmerzen – ohne erkennbare Ursache.

Wenn die Schmerzen bleiben: Knieprothesen und die unsichtbare Ursache

Trotz moderner Operationstechniken und sorgfältiger Planung leiden viele Patient:innen auch nach einem totalen Kniegelenkersatz (TKA) unter Schmerzen. Studien zeigen, dass bis zu 20 % der Betroffenen über anhaltende Beschwerden klagen – obwohl bildgebende Verfahren wie Röntgen oder CT keine klare Ursache zeigen.

Die Idee: Mechanik sichtbar machen

Ein internationales Forschungsteam, an dem auch PD Dr. med. Michael T. Hirschmann beteiligt ist, verfolgt einen innovativen Ansatz: Mithilfe von Finite-Elemente-Analysen (FEA) werden patientenspezifische 3D-Modelle der operierten Kniegelenke erstellt. Diese basieren auf SPECT/CT-Daten von realen Patient:innen.

Das Ziel: Verborgene Belastungsspitzen und Fehlbelastungen sichtbar machen – dort, wo Knochen und Prothese aufeinandertreffen.

Wie funktioniert das?

  • CT-Scans werden in 3D-Modelle umgewandelt (via Mimics & Rhinoceros)
  • Knochen erhalten individuelle Materialeigenschaften (abgeleitet aus den Grauwerten der CTs)
  • Relevante Belastungen (z. B. Gangbelastung) werden simuliert
  • Eine adaptive Software erkennt zeitabhängige Reaktionen des Knochens
  • Die Ergebnisse werden mit metabolischer Aktivität im SPECT verglichen

Was bringt das den Patient:innen?

Die Simulationen helfen, mögliche Ursachen für Schmerzen nach einer TKA aufzuspüren – auch wenn diese in konventionellen Bildern nicht erkennbar sind. So kann beispielsweise eine ungünstige Kraftverteilung am Knochen-Implantat-Interface erkannt werden, die später zu Reizungen oder Lockerungen führen kann.

Ein Blick in die Zukunft

Diese personalisierten Simulationen könnten künftig Teil der Routineplanung oder -nachsorge werden. Sie ermöglichen:

  • Frühzeitige Identifikation von Risikopatient:innen
  • Individuell optimierte Prothesenplatzierung
  • Bessere Therapieentscheidungen bei anhaltenden Beschwerden

Fazit

Computermodelle sind mehr als nur Theorie – sie liefern konkrete, klinisch relevante Erkenntnisse über den Zustand nach einer Knieprothesenoperation. In Kombination mit modernen Bildgebungsverfahren wie SPECT/CT können sie die Diagnostik bei ungeklärten Schmerzen auf ein neues Level heben.